Neue Geschichten ab 2007 auf glenross.blog.de!

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Essen, 1. September. Schn∗∗∗wutz, Kac∗∗∗ und Pi∗∗∗. Ja, im Kindergarten kann man viele neue Wörter lernen. Seit einem Monat bin ich nun in dieser Erziehungsanstalt und ich muss sagen, man wird dort doch vortrefflich auf die Schule vorbereitet. Und das, also die Schule, ist das große Ziel aller. Gut, einige haben vielleicht eher den Knast als Ziel – aber letztlich müssen auch die erst mal jahrelang die Schule schwänzen, bis es so weit ist. Was aber noch viel schlimmer ist für meine Kollegen Sh. und Ah.: sie müssen noch acht bis zehn Jahre warten, bis sie überhaupt strafmündig sind und Sanktionen genießen dürfen.

Szenario kommt Webmaster irgendwie bekannt vor – Erziehungsberechtigte auf langen Leidensweg einstellen oder am besten gleich Ohrenstöpsel zulegen

Klingt jetzt vielleicht alles ein bisschen schlimm, ist aber gar nicht so. Tatsächlich sind 95 Prozent der Tagesstätten-Insassen total nett und spielbereit. Und wenn es nicht so schweinekalt wäre, würden wir wahrscheinlich den ganzen Tag nur im Sandkasten abhängen und Alltagsszenen nachspielen. Ich bin der Kiosk-Verkäufer und S., C. und M. sind die Hartz IV-Empfänger. Das hat nichts damit zu tun, dass wir uns über das Prekariat lustig machen wollen. Im Gegenteil, wollen wir auf unsere Weise eine neue Art der Montagsdemonstration etablieren und so zeigen, dass wir uns dem Arbeit suchenden Bevölkerungsteil nahe fühlen. Auch wenn uns einiges trennt. Eine warme Mahlzeit zum Beispiel. Und das ist in diesem – falls ich es noch nicht erwähnte – schweinekalten August schon eine Menge.

Aber bald schon müssen wir nicht mehr Solidarität üben, weil ja in Deutschland der Aufschwung kommt und alle Menschen so glücklich sind, als hätte es das Halbfinale gegen Italien nicht gegeben. Oder diesen schweinekalten August. Aber vielleicht freuen sich ja auch alle nur so doll, weil Sabine Christiansen einem bald nicht mehr den Sonntagabend versaut. Ach so, ich fange jetzt übrigens mit meinen ersten Schreibversuchen an, wie man an der Überschrift vielleicht erkennt.

Bis demnächst!
Glen


Dem Uli seine Pelle und der Eva ihr Stuss

Essen, 14. Oktober. Papa ist verzweifelt. All die jahrelange Mühe, die Fortbildungskurse in Nordkorea zum Thema „Frühkindliche Indoktrinierung als Basis einer gesunden Entwicklung im Sinne des Indoktrinators“ und der Stadionbesuch im Borussia-Park waren umsonst. Ich bin jetzt offiziell Bayern München-Fan. Erstes deutliches Zeichen meiner neuen Leidenschaft: ich habe mir von Oma Köln diese rote Thermojacke mit den drei weißen Streifen kaufen lassen, wie sie auch Wurstfabrikant Uli Hoeneß trägt, wenn er neben Poldi auf der Bank sitzt. Ein bisschen habe ich ein schlechtes Gewissen. Jedenfalls gegenüber Mo.. Mo. war es, der mich auf den Bayern-Trip gebracht hat und das habe ich dummerweise auch Papa erzählt. Jedes Mal wenn Papa mich jetzt zum Kindergarten bringt oder von dort abholt und Mo. auch da ist, zieht sich dieser bei den merkwürdigsten Unfällen teilweise schlimme Verletzungen zu. Ich glaube nicht, dass Papa dabei seine Finger im Spiel hat. Eher seine Faust oder einen Knüppel.

Batglen

Mama ist auch verzweifelt. Seit einer Woche haben wir kein Auto mehr. Und das nur, weil Papa früher keine Ahnung von Steuern, im Sinne des Fiskus, hatte - und keine Steuerberaterin. Heute hat er wenigstens eine Steuerberaterin. Und statt eines Autos werden jetzt wieder die zwei Fahrräder der Untätigkeit entrissen. Immerhin, das Wetter spielt mit. Seit Wochen ist es jetzt schön und schön warm. Verdammt warm. Ausgleichende Gerechtigkeit zum August oder schlicht Klimakatastrophe? Und wenn wir jetzt nicht mehr Auto fahren, wird es dann im Herbst wieder kalt? Falls ja, wird dann wieder Granulat gestreut, der einem den Parkettboden ordentlich versaut? Dann doch besser Auto fahren und es immer so schön warm haben, dass man ganzjährig barfuß über das unzerkratzte Parkett laufen kann.

Neben dem fehlenden Auto und dem damit drohenden kalten Herbst/Winter 2007 ist Mama aber auch noch wegen einer anderen Sache verzweifelt. Sie weiß nicht mehr, wo sie hingehört. Ihr Pflichtgefühl sagt „Schule“, ihr Autorinnengefühl sagt „an den Laptop“ und Eva Herman sagt „an den Herd“. Kinder, Familie und ein harmonisches, sauberes Heim sind die wichtigsten Zielsetzungen des deutschen Weibes. Und laut einer Emnid-Umfrage ist jeder Zweite von Eva Hermans Thesen überzeugt. Die andere Hälfte sind übrigens Frauen. Und für die hat Eva noch mal nachgelegt. In einem Interview erklärte die Retro-Feministin, Frauen sollten öfter einfach mal den Mund halten. Und bestimmte Frauen sollten wohl einfach keine Bücher schreiben.

Anuscheh Ansari ist sozusagen der Prototyp dessen, was Eva Herman als Idealfrau bezeichnen würde: Sie gibt ihren Job auf, zahlt 20 Mille für einen Flug ins All und sorgt jetzt auf der Weltraumstation für Sauberkeit und eine schöne Tischdekoration.

Bis die Tage!
Glen

Blue Man Missverständnis

Essen, 28. November. Die Wunschliste steht, der Adventskalender ist vorbereitet und der erste Laternenumzug des Jahres liegt bereits hinter mir. Weihnachten kann also kommen. Fehlt eigentlich nur noch, mhm, Atmosphäre. Also eine andere Atmosphäre, bei der man nicht nachmittags sonnenbadend auf dem Balkon sitzt. Auf den Weihnachtsmärkten wird es dieses Jahr wohl Eistee statt Glühwein geben und erste Weihnachtsbaumverkäufer preisen ihre Ware bereits als Schattenspender an.

Weihnachtskalender-Glen

Hoffnung macht mir Herr Blatter, der unbestechlich gut aussehende FIFA-Chef, der für seine afrikanischen Funktionärskollegen immer eine Hand offen hat. Und obwohl das so ist, macht er sich doch öffentlich Gedanken darüber, dass Südafrika möglicherweise die WM 2010 nicht ganz so gut hinbekommt wie Deutschland die gerade abgelaufene. Abgesehen davon, dass kaum ein Stadion steht, geschweige denn mit dem Bau solcher begonnen wurde, gibt es noch ein anderes Problem: viele Schiedsrichter weigern sich in Südafrika Spiele zu pfeifen, weil sie glauben, dass dort die Schwarzen immer noch unterdrückt werden.

Die Schiris haben natürlich Recht. Deshalb mein Alternativplan: jede WM findet von jetzt ab in Deutschland statt. Dafür dürfen dann ausländische Regisseure abwechselnd Filme vom nackigen Lehmann in der Kabine machen. Die Deutschland-Fahnen hängen bei vielen immer noch im Fenster. Das dürfte also kein Problem sein. Zum Problem ist das allerdings für die Hersteller von saisonalen Erleuchtungsprodukten geworden. Weil alles noch Schwarz-Rot-Gold ist, bleibt in vielen Wohnungen kein Platz mehr für Lichterketten.

Ich übe jedenfalls schon mal für 2010, wenn die Welt wieder zu Gast bei Freunden sein wird. Wofür gibt es in meiner Kita schließlich fremdsprachliche Betreuung? Bestimmte Dinge wie Farben oder Befindlichkeiten pflege ich mittlerweile fast ausschließlich in englischer Sprache zu äußern. Das führt dann manchmal zu dem Missverständnis, dass ich auf ein blaues Auto aufmerksam machen will und meine Eltern mir daraufhin eintrichtern wollen, dass es gar keinen Grund gebe, traurig zu sein. Wie gesagt, ein Missverständnis. Es gibt ja auch dieses Missverständnis, dass die Blue Man Group ein tolles Spektakel veranstaltet und schlicht eine „Show-Sensation“ ist. In Wirklichkeit verstecken die „Artisten“ hinter ihrer blauen Gesichtsmaske nur ihre Traurigkeit. Die Traurigkeit darüber, dass die meisten Menschen offenbar ein so langweiliges Leben führen, dass sie sich schon von ein bisschen Trommelei und viel heißer Luft begeistern lassen.

Es grüßt
Glen


Keine Atempause – der Sommer geht voran

Essen, 8. Januar 2007. Die ersten Menschen stehen nackig auf der Straße im Orkan, um so etwas wie Winterfeeling zu bekommen. Papa hat dagegen ein eher schlechtes Gefühl, seit er von seinem Berlin-Ausflug zurück ist, bei dem wohl einige Erinnerungen und vor allem Alkoholerfahrungen ausgetauscht wurden. Strafe muss sein. Denn am 10. Hochzeitstag haben er und Mama mich im Stich gelassen und sind alleine nach Madrid geflogen. Was wollten die da wohl, so ganz ohne mich?

Glen in the hood

Mama bekommt ihre Strafe auch noch. Anfang Februar fahren wir ohne sie in die Schweiz, auf der Suche nach Schnee. Den hat Mama dann wohl nicht, dafür aber jede Menge Sorgen, ob es wohl richtig ist, mich mit Papa und einigen Skatbrüdern nach durchzechter Nacht eine Schlittenabfahrt machen zu lassen.

Meine Wunschliste ist zu Weihnachten ordnungsgemäß abgearbeitet worden. Mit dem Feuerwehrschiff von Playmobil kann ich die Wohnung unter Wasser setzen, an der neuen Tafel kann ich meine ersten Schreibversuche fortsetzen und mit dem ferngesteuerten Auto hoffe ich bei C. oder S. landen zu können. So ein Auto macht bei den Mädels vielleicht mehr Eindruck, als ständig nur meine Schuhe direkt neben ihre ins Kita-Regal zu stellen. Ein bisschen Sorgen habe ich mir um Weihnachten 2007 gemacht, nachdem ich Bilder von einem seltsam leblosen Weihnachtsmann gesehen habe. Aber mir wurde versichert, dass der Weihnachtsmann längst wieder über alle Berge sei und der Mann auf den Fotos Saddam Hussein heiße. Sogar der US-Präsident sah sich gezwungen mich zu beruhigen und teilte mir mit, dass ohne den Mann auf den Fotos alles gut werde.

Auf jeden Fall schon mal gut: seit einer Woche habe ich jetzt den offiziellen Bayern München-Kalender 2007 im Zimmer hängen. Oliver Kahn ziert das Januar-Blatt. Der Titan glaubt, dass Deutschland mit ihm Weltmeister geworden wäre, weil er an Schicksal glaubt. Ich glaube weniger an Schicksal, als daran, dass gekränkte Eitelkeit den IQ senkt. Davon abgesehen, bleibe ich natürlich FC Bayern-Fan. Ich hoffe nur, dass Papa bei meiner nächsten Vorsorgeuntersuchung deshalb nicht fragt, ob bei mir eine Entwicklungsstörung zu erkennen ist.

Mit den besten Wünschen für 2007
Glen

Glens Archiv Teil IV (2006)
Glens Archiv Teil III (2005) NEU! Glens dritter Film (2006, ca. 9 MB)
Glens Archiv Teil II (2004) Glens zweiter Film (2005, ca. 2 MB)
Glens Archiv Teil I (2003) Glens erster Film (2003, ca. 3 MB)
Glens Gästebuch Glen Starschnitt 2005 (ca. 1,6 MB)
Top-Quality Glen 2003 (ca. 1,2 MB)

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